titelbild: Schnaps Aquavit

Aquavit – Herkunft, Herstellung, Geschmack

von Artur Jagiello
11 Minuten Lesezeit

In diesem Beitrag möchte ich kein Rezept vorstellen, sondern über eine Spirituose schreiben: den Aquavit. Wieso? Weil Aquavit bei vielen von uns eher unbekannt ist. Als hätte er einfach einen schlechten Ruf.

Und sind wir mal ehrlich, wann kommt schon ein Aquavit auf den Tisch? Also bei mir persönlich bisher kaum bis gar nicht. Er schmeckt(e) mir nicht – bis ich dann endlich einmal einen „Guten“ probieren konnte. Dieser hat mich dann doch interessiert und überhaupt wollte ich mehr über diesen fast schon vergessenen Schnaps erfahren.

Statistiken zum Aquavit

Lasst uns kurz die Wirtschaftszahlen zum Aquavit betrachten, diese sehen nämlich gar nicht so super aus. Die Absatzmenge von Aquavit geht von Jahr zu Jahr zurück und laut des Bundesverbands der Deutschen Spirituosenindustrie und -Exporteure e.V. liegt der Anteil des Aquavits im Vergleich zu allen anderen Sorten bei lediglich 0,2 Prozent. Auf Rang 1 befinden sich übrigens Bitter- und Kräuterlikeure. (Vgl. Daten der Alkoholwirtschaft 2020, S. 11). Nicht zuletzt sicherlich aufgrund eines viel stärkeren Marketings von Herstellern wie Jägermeister oder Ramazotti.

„Im Jahr 2020 tranken laut einer Umfrage rund 13,2 Prozent der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahre mindestens einmal pro Monat Kräuterlikör. […] Jeweils rund 10 Prozent nahmen Cream-/Sahnelikör sowie Halbbitter-Spirituosen zu sich.“ (Statista, Februar 2022)

Natürlich spielt auch der Geschmack eine entscheidende Rolle. Ein Aquavit ist nicht nur hochprozentig, man schmeckt das auch raus. Anders als bei den oft viel zu süßen Likören kommt beim Aquavit der Alkohol sehr gut raus. Das soll aber auch so sein, und auch hier gibt es große Unterschiede.

Einige kennen sicherlich die Geschmackserkenntnis mit einem guten Tequila. Auf einmal ist man nicht mehr 16 auf einer Parkbank und ärgert sich über die Flasche mit dem Sombrero. Es gibt auch sehr feine und gute Sorten. Gleiches gilt eben für den Aquavit.

Einer der bekanntesten Aquavit-Sorten hierzulande dürfte der Bommerlunder sein. Ganze Lieder drehen sich um diesen feinen Kümmel. Darüber hinaus dürfte aich der Linie Aquavit vielen ein Begriff sein. Doch da hört mein Kenntnissstand auch schon auf.

Die Geschichte von Aquavit

Wie mein Kollege von Drinkology schreibt, stammt der erste schriftliche Beleg über den Aquavit oder Akvavit (Lat. Aqua vitae – “Wasser des Lebens”) aus dem Jahr 1531. Ein Adliger aus Dänemark soll damals dem Erzbischof von Norwegen ein Paket mit der Spirituose zukommen lassen und das Getränk als “Wasser des Lebens” beschrieben haben. Das Getränk könne angeblich jegliche innere und äußere Krankheiten heilen.

Auf der Seite von Nord Spirits erfahren wir auch noch die Namen der beiden Protagonisten: Der dänische Lord hieß Eske Bille und der Bischof, Olav Engelbrektsson.

Wie wir ja nun alle unlängst wissen, die Heilkraft von Alkohol hält sich in Grenzen. Allerdings wirkt Kümmel verdauungsfördernd und wird heute empfohlen, wenn wir Probleme mit dem Magen und Darm haben. Aber vorsicht, haltet euch bitte mit der Menge an Aquavit zurück. Es bleibt ein harter Alkohol.

Linie Aquavit – einmal über den Äquator bitte!

Beim Stöbern im Schnapsregal sieht man Linie Aquavit sehr oft. Das Segelschiff ist kaum zu übersehen und beim Anblick spürt man förmlich die steife Briese. Dass es sich um Schiff handelt, hat auch einen ganz bestimmten Grund. Die Geschichte des Linie Aquavits ist nämlich sehr interessant. Die Hintergründe sind aber nicht eindeutig, da es unterschiedliche Erzählungen mit unterschiedlichen Jahreszahlen dazu gibt.

Jedenfalls wird Linie Aquavit in Sherryfässern aus Eichenholz gelagert, wodurch er einen dunklen Farbton erhält. Im 19. Jahrhundert wurde versucht, Aquavit in Übersee zu handeln. Viele Fässer des Aquavits gelangten so in fremde Länder, doch kamen viele davon Monate oder Jahre später wieder zurück, weil sie sich schlecht verkaufen ließen oder aber die Empfänger nicht mehr am Leben waren.

Wenn ihr nach der Geschichte des Aquavits mal sucht, erfahrt ihr genau solche Erzählungen. An jeder wird was Wahres dran sein. Sicher ist, der Überseehandelt florierte im 19. Jahrhundert und Alkohol gehörte zu den Exportschlagern aus Europa.

Es war das Zeitalter der Industrialisierung und in vielerlei Orten eröffneten Destillierfabriken. „Aufgrund der massiven Industrialisierung verdoppelte sich im Zeitraum zwischen 1827 und 1840 die Anzahl der Brennereien in Irland.“ (Vgl. Europäische Kommission). Und so kam auch der Aquavit an Bord zahlreicher Handelsschiffe.

Edler Geschmack durch lange Fasslagerung

Wichtig zu wissen ist, dass sich der Geschmack des Aquavits durch eine lange Lagerung in Fässern deutlich verändert. Als dann die Spirituose wieder zurückkam und im Heimatland probiert wurde, war man positiv überrascht. Der Aquavit schmeckte besser, feiner, aromatischer.

Und so kam es, dass ein Aquavit, der über den Äquator segelte und damit einen langen Weg hinter sich hatte, besser schmeckte: Die lange Lagerung, das ständige Bewegen des Schiffs, die Seeluft und die Fässer sorgten also dafür, dass der Linie Aquavit seinen besonderen Geschmack erhielt. Und dies führte schließlich zu einem Markenzeichen, das sich Linie Aquavit zu eigen machte.

Hier ein Beispiel: Der guter Jørgen B. Lysholm, der im Jahr 1821 eine Destillerie in der Nähe von Trondheim gründete, lagerte seinen Aquavit auf Schiffen, die Kabeljau nach Südamerika brachten. Durch die Fahrt wurden der Kümmel veredelt und die Lysholm Linie schnell die erfolgreichste Marke des Unternehmens.

Bild von Jørgen B. Lysholm

Jørgen B. Lysholm

… lebte vom 17. März 1796 bis zum 24. September 1843. Er studierte in Berlin und übernahm dann die Seifenfabrik seines Vaters. Im Jahr 1821 machte er diese schließlich zu einer Destillerie und machte das Unternehmen international bekannt. (Quelle: Wikipedia)

Aquavit ist ein Kümmelschnaps

Ja, Aquavit ist ein klassischer „Kümmel“. Das wissen einige nicht sofort, da der Kümmelgeschmack nicht direkt einem entgegenkommt. Anders als bei anderen Kümmel-Sorten wie z.B. beim Helbing, ist der Aquavit in seinem Geschmack ein wenig komplizierter, aber damit auch durchaus spannend.

Das liegt vor allem an weitren Zutaten: Eine beliebte und dominante Zutat ist nämlich auch der Dill. In dieser Kombination muss man schon etwas genauer den Gaumen fordern.

Der Alkohol für den Aquavit wird auf Basis von Kartoffeln oder Getreide erzeugt. Dieser Alkohol ist nach der Destillation sehr hochprozentig und wie immer fast geschmacksneutral. Erst durch die Gewürzmischung und lange Lagerung entsteht das besondere Aroma.

Aquavit Zutat: Kümmel
Die Grundlage eines Aquavits: Kümmel

Zusätzlich zum Kümmel und den Dillsamen kommen im Aquavit noch andere Gewürze in den Alkohol. Dazu gehören zum Beispiel Koriander oder Sternanis. Auf der Kümmelbasis lassen sich aber insgesamt sehr unterschiedliche Aquavits herstellen und das geht auch zu Hause.

Ihr benötigt hierfür am besten einen 45% starken Alkohol oder einen auf 45-50% verdünnten Spiritus. Nicht zu viel, da sonst Aromen vernichtet werden.

Rezeptur für den selbstgemachten Aquavit

  • 5 Liter Alkohol (45%)
  • 700g Kümmel
  • 30g Koriander
  • 30g Sternanis

Alles für mindestens 2 Tage einlegen oder mazerieren. Solltet ihr eine Destillerie haben, könnt ihr das auch rausdistellieren und aus den Gewürzen mittels eines Aromakorbs ihre etherischen Öle zusätzlich rausholen. Ihr könnt es aber auch einfach mal probieren und nochmal stehen lassen, falls ihr mehr Aroma haben möchtet. Probiert es einfach mal aus.

Wie schmeckt ein Aquavit?

Anders als etwa in Deutschland üblich wird Aquavit in seinem Ursprungsland Norwegen bei Zimmertemperatur getrunken, damit sich der Geschmack besser entfalten kann. Dies gilt im Übrigen für alle Spirituosen, denn Kälte ist kein Freund des Aromas. Solltet ihr also einmal einen Wodka trinken, der auch warm schmeckt, dann ist dies ein Qualitätsmerkmal.

Beim Probieren hilft es, ein wenig Luft mit zu schlürfen, um das Aroma im Gaumen zu verteilen. Aquavit schmeckt nach einem würzigen Kümmelschnaps, der durch die oben genannten Gewürze oder andere wie beispielsweise Dillsamen oder Fenchel ergänzt wird. Ist er behutsam und sauber destilliert, hat er einen sanften Abgang.

Aquavit schmeckt nach Alkohol, er ist sehr direkt und die einzelnen Zutaten muss man genau herausschmecken. Für Ungeübte ist er deshalb nicht gleich die erste Wahl. Der Kümmel und der Dill kommen durch, andere Zutaten je nach Sorte ebenfalls. Doch es braucht ggf. einen zweiten und dritten Schluck.

Am besten schmeckt er nach einem üppigen und deftigen Mahl.

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Mein Fazit

Aquavit ist nicht gleich Aquavit. Wie bei allen anderen Spirituosen und alkoholischen Getränken gibt es bei dieser Sorte ganz große Qualitäts- und Geschmacksunterschiede. Es gib ganz feine und hervorragende Produkte, die sich in puncto Qualität, Aroma, Mundgefühl und einen zarten Abgang ganz deutlich vom Rest unterscheiden.

Und hier möchte ich jeden dazu ermuntern, sich sein eigenes Bild zu machen und dem Aquavit eine Chance zu geben, auch wenn dieser Kümmel bei dem ein oder anderen noch in übler Erinnerung geblieben ist.

Es wäre zu schade, denn hinter dem Aquavit steckt eine hoch interessante Geschichte mit langer Tradition, die ihren Ursprung in Skandinavien hat. Nehmt den Beitrag deshablb gerne zum Anlass und lasst euch bei eurem nächsten Besuch in einem Spirituosenladen einmal zum Aquavit beraten. Ich bin sicher, ihr werdet fündig.

Prost!

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